Hier werden regelmässig Texte veröffentlicht, die unser Anliegen, unsere Visionen, Träume und Wünsche spiegeln, zeigen und thematisieren.
Über die Sanftheit
Lange, lange Zeit wurde die Sanftheit aus unserer Kultur verbannt. Wurde zwischen der Verdinglichung und der Beschleunigung der westlichen Welt tief in den Menschen hineingestossen und hineingeschlossen.
Verborgen lebte sie unter den Sedimenten der Funktionalität, der Rauheit und der Grauheit der modernen Welt. Peinlich genau wird und wurde versucht alle Ausdrücke der Sanftheit, alles berührte Innehalten, alles wirkliche Sehen, wenn es denn einmal hervorbrach, mit einem entschuldigenden Lächeln ins Privatleben, in die Einsamkeit zu verpacken; hinein in den Sonntagnachmittag und in den Feierabend, hinein in die Kernfamilie und die engsten Beziehungsverhältnisse.
Doch die Sanftheit verstummt nicht. Sie ruft.
Durch unseren Schmerz.
Durch unsere Geburtswehen.
Durch die Sehnsuchswellen unserer Herzen.
Durch die Engelsposaunen einer neuen Welt.
Stark, Wild und Schön bringt sie uns selbst, und was uns am kostbarsten ist, wieder zum Klingen, wie eine längst vergessene Harfe.
Die Sanftheit will Leben.
In Gemeinschaft.
Als Stütze des Menschseins.
Sie will sich tief in die Welt, in die Gesellschaft, in Strukturen und Institutionen hineinatmen.
Sie ruft uns und erfragt eine neue Kultur.
Eine neue Kultur der Sanftheit.
Simon Kuhn